Nur zu Besuch – Ein Ort zwischen Stigma und Zugehörigkeit
Wie lassen sich öffentliche Räume so gestalten, dass sie nicht ausschließen, sondern verbinden? Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Helmut-Haller-Platz in Augsburg – einem Ort, der für viele Menschen mit Suchterfahrung und ohne festen Wohnsitz Alltag bedeutet, und zugleich in der öffentlichen Wahrnehmung als Angstraum gilt.

Demonstrationsplakate der Anwohner*innen

Während über einen Umzug der Suchthilfeeinrichtung BeTreff diskutiert wird, bleiben die Stimmen derer, die am stärksten betroffen sind, oft ungehört.
Anwohner:innen verschaffen sich Gehör. Die Randgruppe bleibt stumm – nicht aus Willen, sondern aus Mangel an Raum.
Diese Arbeit gibt ihnen Raum. Durch niedrigschwellige Befragungen, Gespräche vor Ort und die visuelle Aufarbeitung ihrer Perspektiven soll ein Dialog entstehen – zwischen Randgruppen und Anwohner:innen, zwischen Emotion und Information.
Umfrage mit der Randgruppe
Umfrage mit der Randgruppe
Perspektive der "Anderen"
Was würden die Menschen des BeTreffs auf ihr Demonstrationsplakat schreiben?
Um die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen am Helmut-Haller-Platz besser zu verstehen, habe ich Umfragen in der Anlaufstelle BeTreff am Helmut-Haller-Platz durchgeführt. Ich habe die Betroffenen gefragt, wie sie sich ihren idealen Ort vorstellen und was ihnen an einem öffentlichen Raum wichtig ist. Die Visionen sollten dann gezeichnet, beschrieben und eingeordnet werden.
Warum das wichtig ist
Wer „die Anderen“ sind, hängt immer vom Blickwinkel ab. Diese Arbeit fragt: Was passiert, wenn wir wirklich zuhören? Vielleicht stellen wir fest, dass unsere Wünsche gar nicht so unterschiedlich sind.

Umfrage im BeTreff

Der Platz als Postkarte
Die zentrale Idee: Was wäre, wenn Orte wie der Helmut-Haller-Platz nicht als Problemzonen, sondern als Treffpunkte mit Bedeutung gesehen würden? Orte, von denen man eine Postkarte verschicken möchte?
Daraus entstand ein Konzept: Großformatige Postkarten im öffentlichen Raum, gestaltet mit echten Zitaten, Audiofragmenten und Bildern von Menschen vor Ort. Sie zeigen, was sich viele wünschen: Würde, Grün, Rückzugsorte – und Verständnis.
Statt Konfrontation entsteht Begegnung. Statt Unsichtbarkeit: Sichtbarkeit.
Digitaler Zugang: Geschichten hören statt überhören
Jede Postkarte im öffentlichen Raum ist mit einem QR-Code versehen, der auf die begleitende Website nurzubesuch.com führt.
Dort können Besucher:innen die Stimmen und Geschichten der Menschen vor Ort hören – direkt, ungeschönt, anonymisiert und respektvoll aufbereitet. Die Audios machen erlebbar, was sonst im öffentlichen Diskurs fehlt: persönliche Perspektiven, Erfahrungen, Wünsche.
So wird aus einer typischen Geste des Wegsehens ein Moment des Hinhörens.

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